Außenbeziehung - Ende der Ehe?

Es gibt eine zunehmende Tendenz dass Männer eine Geliebte haben, aber immer mehr auch, dass sich Frauen einen Geliebten nehmen. Fernsehen und Romane gaukeln uns vor, dass das ganz "easy" ist. Da hat man dann alles: Die Versorgerin / den Versorger, genug Sex und Zärtlichkeit, Leidenschaft und auch ein bißchen noch einen Trumpf in der Hand gegen den unverständigen Partner, der vielleicht immer nur fordert.

Außenbeziehungen signalisieren immer einen Mangel in der Beziehung. Diesen Mangel erleben aber beide Partner. Auch wenn einem Partner dann schneller ein oder eine Dritte/r über den Weg läuft. Wenn sich ein Mangel in die Beziehung eingeschlichen hat, neigen Zweierbeziehungen dazu in eine Dreierbeziehung umzukippen. Das "passiert" dann vielleicht sogar einfach so. Wenn der Mangel groß wird, hat ein Dritter leicht die Chance "einzubrechen", hereingeholt zu werden, so daß ein Dreieck entsteht. Oder gar ein Viereck.

Aber Außenbeziehungen sind nicht immer leicht zu regeln. Spätestens dann, wenn der oder die Geliebte die Beziehung öffentlich machen will. Raus will aus dem heimlichen Dunkel, zeigen will, dass man sich liebt, eine ganz normale "erwachsene" Beziehung eingehen will. Dann fühlen sich viele Menschen in solchen Situationen plötzlich zerrissen. Hin- und hergerissen zwischen der Familie und dem Reiz und der Verpflichtung dieser neuen Beziehung. Denn eine Verpflichtung und Bindung ist dort auch schon entstanden. Der oder die Geliebte verstehen dann plötzlich nicht mehr, warum der neue Partner noch festhält an der alten Beziehung, sie haben nur von den Schattenseiten gehört.

Der oder die Untreue fühlen sich plötzlich genötigt, sich zu rechtfertigen, greifen vielleicht gar zur Lüge, immer häufiger, dem angetrauten und dem neuen Partner gegenüber. Keine schöne Situation.

Was tun wenn das Dreieck aufgedeckt wurde? Jetzt ist Ehrlichkeit notwendig. Sich selbst und den beiden anderen gegenüber. Das Paar muß sich fragen: Was hat uns gefehlt? Wurde jeder als Partner, als Mann und Frau, geachtet? Waren wir noch ein Liebespaar oder nur noch Vater und Mutter unserer Kinder, oder gar für uns gegenseitig? Hatten wir genug gemeinsame Zeit und haben wir auch dafür gekämpft, oder ließen wir es einfach nur laufen? Wenn die Liebe verloren ging nutzt es wenig, dem anderen die Schuld zuzuschieben, oder gar der oder dem Dritten. War die Beziehung nur noch von Machtkampf geprägt, ist es schwer nur auf sich zu schauen, auf seinen eigenen Anteil an der Misere. Gerade für den betrogenen Partner ist das besonders schmerzvoll. Aber auch der andere Partner muss sich fragen, was er durch die neue Beziehung verdrängt. Es geht ihm zwar subjektiv erstmal viel besser, aber spätestens wenn der Alltag in der neuen Beziehung einziehen würde, wäre er wieder in seiner ganzen Person gefordert. Dann schleichen sich schnell alte Fehler wieder ein und die Ernüchterung folgt auf dem Fuß. Es scheint ein irriger Glaube zu sein, irgendwann findet man den ultimativ richtigen Partner. Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Bindungsintensität in der Regel von Mal zu Mal abnimmt. 2. Ehen werden durchschnittlich schneller geschieden. Und irgendwann fragen sich die Menschen, ob sie überhaupt bindungsfähig seien.

Partnerschaft kann man lernen und man muss sich einsetzen dafür. Das ist nicht etwas, was vom Himmel fällt und immer so bleibt. Jede Partnerschaft ist Veränderungen unterworfen und bringt Konflikte hervor. Glückliche Beziehungen unterscheiden sich nicht in der Anzahl oder der Art von Konflikten, sondern im Umgang damit. Das ist eine wichtige Erkenntnis und darin liegt die große Chance. Denn auch Partnerschaften, die durch eine Außenbeziehung "gestört" wurden, können durch einen ehrlichen Umgang mit sich und der Situation auf eine reifere und höhere Ebene gebracht werden.

Manch einer sagte nach einer intensiven Ehetherapie zu mir: so makaber es klingen mag, die Außenbeziehung war das Beste, was uns passieren konnte. Jetzt sind wir aufgewacht und uns geht es jetzt gut miteinander. Und wenn sich die Partner in ihrer Beziehung wohlfühlen, gibt es keinen Grund sich im Außen was zu holen.

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